Mit Air Arabia fliege ich am 29.September nach Marrakesch. Zugegeben verlasse ich Deutschland in einem herrlichen, frühherbstlichen Kleid, die Sonne scheint…..
Air Arabia bietet von Frankfurt aus Direktflüge nach Marrakesch zu mir angenehmen Zeiten an. Der Reisende muss alle weiteren Leistungen im Flugzeug selbst zahlen, wie Getränke und die kleine Speisekarte. Ich vermisse ein vegetarisches Angebot in der kleinen Speisekarte. Aber der Flug dauert schließlich nicht lange circa 3:50.Die lassen sich dann auch mit zwei Äpfeln überbrücken.
Ist nicht jede Außenreise auch gleichzeitig eine Innenreise? Alles was wir neu aufnehmen, und das tun wir ja besonders auf Reisen, erzeugt starke Gefühle und Emotionen. Sind wir mit neuen Eindrücken konfrontiert, die sich vor allem unseren gewohnten Beurteilungsrastern entziehen, eben weil wir für das Unbekannte noch keine haben, müssen wir diese verarbeiten. Wie wir Dinge aufnehmen und bewerten, sagt auch etwas über uns aus. Gleichzeitig macht auch der Abstand von unserem alltäglichen Leben etwas mit uns. Manchmal ist genau der Abstand gut für uns, um das zu schätzen, was wir haben. Oder aber, wir erfahren durch den Abstand, dass wir uns in Kontexten befinden in unserem alltäglichen Leben, die uns nicht gut tun.
Meine Wahrnehmung ist zunächst sehr polaren Reizen oder sagen wir Realitäten ausgesetzt.
Wenn ich ein Land wie Marokko bereise, ist klar, dass ich sehr unterschiedliche Eindrücke bekomme. Es ist ein Land der starken Kontraste, nicht nur landschaftlich. Auch ist mir klar, dass es sich bei einer zweiwöchigen Reise zunächst nur um ein erstes Beschnuppern und Kennenlernen handeln kann. In eine Kultur, und besonders eine, die eher nach Innen gewandt ist, tiefer einzutauchen, bedarf es, denke ich vieler und wiederholter Begegnungen…wenn man denn beim Erstkontakt diese Neugier auf mehr entwickelt.
Wie man ja von der Liebe weiß, gibt es so viele verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten, angefangen von der Liebe auf den ersten Blick , der Liebe auf den zweiten Blick, der sich langsam entwickelnden Liebe oder gar der Liebe aus erster Abneigung. Meine ersten Marokko Eindrücke sind polar. Es ist eher ein langsames Herantasten. Immer wieder wechseln sich Eindrücke und Gefühle ab. Die Menschen erlebe ich als größenteils hilfsbereit und höflich. Die Marokkaner pflegen eine Willkommenskultur. Bei jeder kleinen Begegnung im Souk oder sonst wo auf der Straße heißt es: “Willkommen“ Sicherlich ist es auch oft eine kommunikative Brücke um mit einer Person, und im Souk ja meist mit einem potentiellen Käufer/in, ins Gespräch zu kommen. Aber ich empfinde es trotzdem als eine schöne Geste. Zumindest habe ich keine unangenehmen Begegnungen gehabt.
Ich muss mich erst einmal anfreunden mit der zunächst eher kargen und farblich für mich nicht so reizvollen Landschaft, die zwar ihre grünen Oasen hat, aber doch insgesamt zumindest in der Region, in der ich mich bei meiner ersten Marokkoreise aufhalte, karg ist. Nun ja, es ist ein Wüstenland. Dafür findet man wunderschöne angelegte öffentliche und private Gärten in und um Marrakesch, nicht umsonst ist die islamische Gartenkultur berühmt.
Mein Gott, denke ich, wie lange habe ich eigentlich schon das Buch Moroccan Interiors vom Taschen Verlag im Regal stehen? Seit 1995!
Und wie viel hat sich seit der Zeit getan, alle im Buch vorgestellten Riads haben schon lange neue Besitzer… (ich habe ein bisschen recherchiert…).
Meine ersten beiden Nächte verbringe ich im Les Cinq Djellabas in der Palmeraie von Marrakesch gelegen. Ich muss schmunzeln, meine Reisen führen mich wieder einmal in eine Lehmhütte. Die letzte Lehmhütte, in der ich gewohnt habe, war auf Sri Lanka in der Ecovillage Ulpotha. Ich liebe dieses Naturmaterial. Im Cinq Djellabas ist es eine Luxushütte mit unaufdringlichem aber stylischem Design. Der Blick vom Bett zur Strohdecke mit Fan wird zum Floating Exkurs über die Behausungen der Menschheit.
Heute zahlt der Gast auf der ganzen Welt viel Geld für dieses Flair der Zurück zur Natur Luxusvariante. Das Entrée des Boutiquehotels schlicht, aber ästhetisch ansprechend. Ich finde eine ungeheure Hilfsbereitschaft des Hotelpersonals vor, und fühle mich gut betreut. Aber sicher gilt hier, wie auf der ganzen Welt, so wie man in den Wald hereinruft, so schallt es heraus. Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr schon in Touch mit der arabischen Kultur, und fühle mich gleich wieder erinnert an das Paris der 80ger Jahre und meiner Jugendzeit, als ich mich als junge Studentin regelmäßig in Paris aufhielt, -natürlich der Liebe wegen-, und viel Zeit mit meinen tunesischen Freunden verbracht habe. Die Gerüche, Geschmackserlebnisse und die Soundkulisse der Sprachklänge mit der Mischung aus Französisch und Arabisch erinnern mich sofort wieder an diese Zeit. Unglaublich, wie lange der Sinnesapparat Gerüche und Geschmäcker speichert.
Zurück zur Palmeraie und meinem ersten Domizil. Mir wurde erklärt, dass die Palmeraie eine sehr teure Gegend sei, wo sich auch viele Promis und Wohlhabende niedergelassen haben. Die unmittelbare Umgebung des Les Cinq Djellabas ist nicht schön gewesen, das muss ich leider sagen, und ich habe keine einzige Palme gesehen. Im Les Cinq Djellabas selbst fühlt man sich sehr wohl, es ist ein Resort zum Wohlfühlen und ankommen oder für den Ruhebedürftigen, der hier von der Hektik in Marrakesch ausruhen möchte, eben erst einmal ankommen möchte, so wie ich. Mit dem Taxi ist man in 25 Minuten in der Medina. Die Taxipreise sind stramm, wie auch die anderen Preise in Marokko.
Mein erstes Ziel, der Jardin Majorelle.
Für mich war immer klar, wenn ich einmal Marrakesch besuche, werde ich mir als erstes den Jardin Majorelle anschauen. Yves Saint Laurent hat der Stadt immens viel mit dieser Schenkung gegeben. YSL und sein Partner Pierre Bergé entdeckten diesen Garten als Touristen.YSL verliebte sich in den Garten und erwarb ihn. Angelegt wurde er circa vor 100 Jahren von dem französischen Maler Jacques Majorelle, der als Kontrast zu den Farben der Natur ein Blau mischte, was heute noch seinen Namen trägt. ( Majorelle Blau) Als Majorelle 1962 starb, verwahrloste der Garten zunächst.
YSL ließ ihn wieder in Schönheit erstrahlen. Für ihn und seinen Lebenspartner wurde er Jahrzehnte lang Rückzugsort, Heimat und Musenort. Die Anlage dieses Gartens war sicher auch ein meditativer Akt.
“Yves Saint Laurent und Marrakesch – das ist eine ebenso lange wie intensive Liebesgeschichte. 1966 besuchte der damals 30-Jährige die Stadt zum ersten Mal gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé. Das Paar war so fasziniert, dass es kurz entschlossen ein altarabisches Herrenhaus, ein sogenanntes Riad, in der Altstadt erwarb. „Dar el-Hanch“, „Das Haus der Schlange“ wurde zum zweiten Wohnsitz der beiden Pariser. Weitere Immobilienkäufe in Marrakesch sollten folgen. Erstaunlicherweise zeigte der Designer, für seine Schüchternheit bekannt, keine Berührungsängste im Umgang mit dem „Volk“. „Er liebte es, durch die Souks der Medina, Marrakeschs Altstadt, zu streifen, den Handwerkskünstlern bei der Arbeit zuzuschauen und auf Entdeckungstour zu gehen“, berichtet Fierro. Von Pariser Snobismus keine Spur. „Er hatte nicht die geringsten Starallüren, war auch nie von Bodyguards umgeben, sondern bewegte sich ganz frei.“ In Marrakesch fand Saint Laurent wohl auch die Inspirationen für einige seiner Entwürfe. Kaftans und Djellabas, die vor allem in seine Prêt-à-porter-Linie „Rive Gauche“ einflossen.
Zur Welt kam er 1936 in Oran, Algerien. Seine Großeltern waren während des Deutsch-Französischen Krieges nach Nordafrika geflohen. Vater Charles Saint-Laurent, der eine Versicherungsgesellschaft und eine Kinokette besaß, ermöglichte der Familie ein komfortables Leben. Von seinen Mitschülern gehänselt, fand der schüchterne Gymnasiast Zuflucht im Designen von Theaterkostümen. Mit 17 gewann er erste Auszeichnungen bei internationalen Modewettbewerben. Nachdem seine Entwürfe in der französischen Vogue veröffentlicht worden waren, rekrutierte ihn kein Geringerer als Christian Dior. Nach dessen Tod stieg Saint Laurent zum Art Director des großen Haute-Couture-Hauses auf. 1960 wurde der zartbesaitete Créateur zum Militärdienst im Algerienkrieg eingezogen, erlitt aber noch vor der Abreise einen Nervenzusammenbruch und landete in der Psychiatrie. Mit Elektroschocks behandelt und Sedativa ruhiggestellt, nahm hier seine verhängnisvolle Drogenabhängigkeit ihren Anfang. Unternehmer und Lebensgefährte Pierre Bergé war es, der ihn aus der Anstalt holte und ihm half, sein eigenes Label zu gründen, und so entstand schließlich, die eigene Marke mit den drei magnetisierenden Buchstaben: YSL“ Aus: Mate Magazin
Unglaublich mit wie viel Schönheit und Kunst sich dieses Paar umgeben hat.
Nach YSL´s Tod ließ Pierre Bergé die gemeinsame Kunstsammlung in Paris versteigern; es war eine der größten Privatsammlungen, die je versteigert wurde. Trotzdem, so sinniere ich, ist der wichtigste Ort des Menschen doch letztlich sein Inneres. Alles andere sind sinnliche Vergnügungen. Die Schönheit dieses Ortes konnte YSL letztlich nicht seine Depressionen, Drogen und Tablettensucht nehmen. Pierre Bergé, der planende und managende Geist im YSL Imperium , und YSL lernten sich 1958 kennen und lieben, und waren auch weiterhin freundschaftlich und beruflich verbunden, als sie sich 1988 als Paar trennten. 2008, nicht mal ein Jahr vor YSL´s Tod, -man diagnostizierte einen Hirntumor bei ihm , -ließen sich die beiden, als Zeichen der lebenslangen Verbundenheit, noch trauen. Pierre Bergé, heute fast 86 jährig, ist noch in ungeheurer vielen Stiftungen und Projekten engagiert. Wahrlich ein Mäzen. Im Herbst 2017 wird direkt an den Jardin Majorelle angegliedert das Modemuseum YSL eröffnet, um das Oevre zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, welches dieser genial kreative Geist hinterlassen hat. In der Vorankündigung heißt es bereits: Preparez vos smokings!
Ich stehe an der Rue Fatima Zohra, komme gerade aus dem Complexe Artisanal, habe mich natürlich vorher über die Taxipreise und Entfernungen erkundigt, und wollte eigentlich zu Fuß zum El Fna Platz gehen, aber ich merke, mir ist zu heiß zum Laufen. Ich will keinen Meter mehr gehen, da ich schon Elefantenfüße habe; sehe ein Taxi vorbeifahren, reiße den Arm hoch, und halte es an. Ich steige ein, sage den Preis, den ich bereit bin zu zahlen, und erst da merke ich, wie abgerockt das Auto aussieht. Ich greife zum Gurt, da lacht der bärtige Fahrer und sagt, no no, … Ich denke, was hat der denn, da merke ich auch schon, dass das Ding nur als Deco da hängt. Ich sage auf Englisch:“.In a taxi it should work“ was natürlich ziemlich spießig und typisch deutsch ist… da sagt der Herr lachend: “No Taxi“…mich durchzuckt es kurz, da wird mir klar, ich bin einfach mitten in Marrakesch bei einem wildfremden Herrn ins Auto gesprungen. Na, das fängt ja gut an, denke ich…und sage: “Ohhh, noooo taxiiii„“ in einem Opernlibretto ähnlichen Tonfall, und muss dann lachen. Er lacht auch, wir fahren dann gemeinsam lachend noch ein paar hundert Meter, da bin ich auch schon an meinem Ziel angekommen. Ich gebe dem Herrn den vereinbarten Preis in gemischter Währung: Halb in marokkanischen Dirham dann noch einen Euro und sage auf Englisch: “Und hier ein Glücks Euro für Sie“. Er lacht und fährt mit einem Inshallah davon..
Vertrauen ist alles, denke ich, sonst kann die Welt kein Ort sein, wo man bei Freunden zu Gast ist.
Ich muss an den Satz aus meinem kolumbianischen Abend denken:
Die Menschen, das weißt du nur zu gut, gefallen oder verprellen uns nicht durch ihre großen Gesten, ihre Heldentaten oder bedeutenden Unternehmungen, im Gegenteil im kleinen unbedeutenden, in winzigen unwichtigen Details liegt die Bedeutung des Menschen, der verborgene, ihm zugrunde liegende Plan, und dort entscheidet sich, ob wir jemanden mögen oder nicht.
Ja, wie oft sind es die kleinen Dinge, die einen im Herz berühren, oder die zufälligen Begegnungen mit Menschen und die kleinen Gesten, die sich bei uns als bleibende Erinnerung abspeichern.
Die ersten beiden Tage in Marrakesch sind davon geprägt, mich in der Medina zu verlaufen. Auch das jüdische Viertel besuche ich, weil ich mir dort ein Riad anschauen möchte. Das Viertel wirkt etwas heruntergekommen, aber auch hier, wenn man durch eine Holztür tritt, kann man in kleine Paradiese kommen.
Eine Straße zu finden ist mitunter abenteuerlich, der Stadtplan ist nur eine grobe Orientierungshilfe. Wenn man jemanden nach dem Weg fragt, heißt es immer: Geradeaus, dann links, dann wieder rechts, dann links und geradeaus und dann an der Ecke rechts, es ist ganz einfach, dann ist man dort. Spätestens nach der dritten mit der Hand erklärten Kurve bin ich schon so durcheinander , dass ich erst gar nicht versuche, es mir zu merken, aber so tue, als hätte ich alles genau verstanden.
Okay, man geht also dem Gefühl nach weiter, und kann dann durchaus schon mal wieder am Ausgangspunkt landen, oder ganz woanders, na egal, es ist ja überall schön zu stöbern. Man hat ja keinen Zeitdruck . Wie soll das auch funktionieren, auf Entdeckungstour mit Zeitdruck, einzig der Hunger bestimmt vielleicht die Route, oder das Bedürfnis, ein ruhiges Plätzchen zu finden nach all dem Trubel…zumindest ist es bei mir so.
Mir fällt auf, dass sowohl in Marrakesch als auch in Essaouira das jüdische Viertel –Mellah genannt-recht heruntergekommen wirkt.
Das moderne Marrakesch, die nouvelle Cité, kann ich bei meinem ersten Besuch nicht erkunden, aber dafür lerne ich die Medina und den Souk kennen, und allein hier gibt es so viel zu entdecken, dass man tagelang damit beschäftigt ist, ebenso damit, sich jeden Tag auch wieder zu verlaufen.
Übrigens man kann hier viel lernen von den Händlern, jeder hat so seine ganz individuelle Art der Kundenaquise. Ich muss zugeben, dass diejenigen, die einem das Blaue vom Himmel erzählen, mir die liebsten sind, denn je phantasievoller, desto schöner finde ich es. Sie sind ungeheuer geschult, und erkennen sofort, welche Art von Touristen sie vor sich haben. Sie bemerken jeden Augenaufschlag, es funktioniert sehr viel über Blicke, sobald man den Blick auf jemanden gerichtet hat, und wenn auch nur zufällig, wird der Kontakt zum potentiellen Kunden aufgenommen. Gottseidank bin ich sehr klar in dem was mich interessiert und eine harte Verhandlungspartnerin. In Essaouira meinte ein Verkäufer gar zu mir:“ You are a real berberwoman“, und bezog das wohl auf meine Verhandlungsgespräche. Ich musste schmunzeln, ist doch nicht der schlechteste Vergleich. Obwohl ich zugeben muss, ich kenne gar keine Berberfrau…..
In Essaouira hatte ich beim Besuch in einem Kräuterladen ein besonders begabtes, noch dazu recht attraktives Verkaufstalent getroffen.
Ich wollte ein paar getrocknete Rosenblätter kaufen, und etwas Eukalyptus, als er dann noch auf ein Glas zeigte und sagte :“ This is Viagra turbo for men“. Zunächst erweckte das in mir keine großen Reaktionen, dann fragte er mich ob ich verheiratet sei. Sicherheitshalber sagte ich ja, worauf er völlig beflügelt ins Schwärmen geriet: “Your husband will take you like Annakonda in the night, if he take this“
Das wiederrum beflügelte meine Phantasien dahingehend, das ich mein inneres Auge abfragte nach einem Bild einer Annakonda, die unter Viagraeinfluss agierte und mich dabei verschluckte…
Sofort antwortete ich:“My husband needs no Viagra“ Das schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken, und er zeigte auf ein anderes Glas. This is Viagra for woman, very good… .“Ah, sagte ich sichtlich sehr enttäuscht, but its empty“ … ( Ich gebe zu, auch ich machte von meinen schauspielerischen Talenten Gebrauch, denn auch an einem Viagra für Frauen war ich nicht interessiert).
Ich habe auf jeden Fall die beiden Produkte mal fotografiert , falls sich der geneigte Leser/ in ev. für dieses Naturprodukt interessiert. Also in den Souks in Essaouira oder auch Marrakesch sicher zu finden. Der Händler in Essaoiura wird ja zwischenzeitlich das Glas auch wieder aufgefüllt haben.
Sollte mir in nächster Zeit noch einmal jemand begegnen, der sich mit einer Annakondaenergie auf mich stürzt, weiß ich ja, wo er shoppen war…:-)….
In der Medina entdecke ich ein Lokal, welches noch relativ neu ist. Wahib Kalai uns seine Frau Ruba Mawas haben es erst vor ein paar Monaten eröffnet. Beide haben libanesische Wurzeln, haben aber in Wien gelebt. Ruba ist in Deutschland aufgewachsen. Wahib wollte nach 30 Jahren in Wien weg, und so sind die beiden mit ihrem Sohn nach Marrakesch gegangen. Die Küche aus der Levantregion ist orginell und ich finde als Vegetarierin, die hier in Marrakesch kurzfristig wieder zu einer Pescetarierin wird, schnell ein ansprechendes Menu, welches mir Wahib zusammenstellt. Die selbstgemachte Rosenlimonade , die ich noch nie getrunken habe, finde ich super. Ich wünsche dem naranji, so haben sie ihr Lokal genannt, viel Erfolg. Es ist ein schöner Ort der Einkehr in der trubeligen Medina. Ende Oktober eröffnet dann noch die Rooftopterasse.
84, rueRiad Zitoun Jdid
Marrakesch muss wohl auch ein Traum für Pfadfinder sein, die es lieben, in Labyrinthe abzutauchen. Hier können sie ihre Orientierung schulen, mit kilometerlangen Verästelungen und Sackgassen. Ich wohne nun für zwei Nächte im Riyad El Cadi, und bin froh, als ich am zweiten Tag im Riyad El Cadi den Weg zu meinem Zimmer alleine finde.J
Ein Stadtplan oder Reiseführer in Marrakesch ist zwar schön, bringt einen, wie bereits erwähnt, aber nicht immer weiter. Ich frage mich einfach durch, laufe kreuz und quer, lerne dabei viele junge Männer kennen, die mich gerne an den gewünschten Ort bringen wollen. Manche machen es wirklich gerne, habe ich den Eindruck, aber andere machen es einfach, weil sie sich dann ein Trinkgeld erhoffen. Aber charmant sind sie eigentlich immer. Nur, so oft wie ich frage, kann ich nicht den ganzen Morgen Trinkgeld verteilen. Ich begnüge mich meist mit dem ersten Handzeichen meines Gegenübers, dass mir wenigstens die Richtung anzeigt, bedanke mich zweisprachig mit Merci Bien und Schukran, und folge dann einfach meiner Intuition.
Hier eine Beschreibung aus video.slanted.de:
Wenn man in einer der belebteren Gassen oberhalb des Platzes abzweigt und den Blick durch einen unscheinbaren Torbogen nach rechts wendet, schaut man in den Rachen einer auch tagsüber dunklen Flucht. Dieser Tunnel knickt in seinem Verlauf mehrfach abrupt ab und verengt sich bald auf die Breite eines Handkarrens, um an einer unscheinbaren Tür zu enden. Fast überall in den arabischen Städten hat die Schicht der Händler und Notabeln die Innenstädte vor Jahrzehnten schon verlassen und ist in die im Kolonialzeitalter angelegten villes nouvelles gezogen, wo es bessere sanitäre Einrichtungen gab und die Möglichkeit, mit dem Auto bis vor die Haustür zu fahren. An ihre Stelle wiederum rückten Neubürger, die aus den ländlichen Gebieten in die Städte drängten. Dem Sozialprodukt nach belegt Marokko einen ärmlichen 70. Platz im internationalen Ranking. Die Region um Marrakesch zählt zu Marokkos ärmsten. Ein Fünftel der Bevölkerung hat nicht das Geld, um sich ausreichend zu versorgen. Die Erbengemeinschaften der Alteingesessenen sind froh, Baulasten und lästige Mieter loszuwerden, und nutzen die Erlöse, um in den Banlieues neu zu bauen. Es kommt ihnen mehr als entgegen, dass sich ausländische Investoren seit vielen Jahren als Retter der Tradition aufspielen. Der Satz, dass die Einheimischen ihre Altstädte verkommen ließen, ist in Marrakesch ständig zu hören.
Sehr viele Europäer haben hier in Riads und kleine Boutiquehotels oder in Spa und Wellnesstempel der Luxuskategorie investiert. An erster Stelle Franzosen, Engländer, Italiener und Deutsche. Viele leben schon lange hier…
Mir scheinen die Gebäude in der Medina fest in ausländischer Hand zu sein.
Das Glück liegt nicht auf der Straße..geht mir durch den Sinn, denn in dieser Kultur und auch Architektur ist alles nach Innen ausgerichtet. Hier ist das Schöne hinter oft hässlichen dicken Mauern verborgen. Mir scheint es geradezu eine Aufforderung zu sein, sich nicht auf den ersten Blick zu verlassen, sondern weiter zu gehen und zu forschen, was sich dahinter verbirgt. Hier kann man sagen, das Glück liegt hinter Mauern.
Symbolisch für die hiesige Kultur und auch Architektur erscheint mir Marrakesch als eine Stadt, die es zu erkunden gilt, und die mit ungeheuren Kontrasten aufwartet, die sich auch in der Neustadt und eben der alten Stadt, -der Medina– symbolisieren. Für die Stadt braucht man Zeit und Neugier, jenseits des ersten Eindruckes oder der Touristenhotspots, wie dem Place El Fna, der zum Unesco Weltkulturerbe erhoben wurde.
Die kleinen Perlen erschließen sich, wenn man immer weiter ins Labyrinth vordringt. Ich liebe es, mir Riads ( in denen sich heute meist Gasthäuser und Boutiquehotels befinden) anzuschauen. Hier öffnet sich eine Tür, und plötzlich findet man sich in kleinen Oasen und Paradiesgärten wieder. (Riad heißt übersetzt kleines Paradies!)
Darüber hinaus gefallen mir auch die öffentlichen Gärten, in die ich mich gerne zurückziehe, wenn mir der Trubel in der Medina zu viel geworden ist. Ich merke immer wieder, dass ich nach eins zwei Stunden einen Rückzug brauche, da das Menschengewimmel, die in engsten Gassen an einem vorbeisausenden Mopeds, die Gerüche, Geräusche etc. Bilder, so intensiv sind, dass mein Sinnesapparat leicht überfordert wird.
Man kann auf jeden Fall im Souk verloren gehen, aber wenn man es als Erkundungstour betrachtet, und sich treiben lässt, entdeckt man dabei
die kleinen Perlen. Unglaublich manchmal, dass sich hinter nichtssagenden hässlichen Mauern dann wahre Schönheiten verbergen. Genauso, auch außerhalb auf dem Lande, in zunächst unscheinbaren Landschaften irgendwo dann hinter Mauern traumhaft schöne Anlagen, Resorts und blühende Gärten.
Ein weiteres Zitat über Marrakesch:
Marrakesch ist im Wandel. Obwohl sich Marokkaner nach Modernität sehnen, hemmt doch die traditionelle Kunst die Souks. Dies veränderte erst Vanessa Branson, Schwester von Richard Branson, als sie die Marrakech Biennale im Jahr 2004 ins Leben rief und die Stadt somit künstlerisch bereicherte. Das Ereignis ermutigte den Dialog und die Vielfalt entlang internationalen und lokalen Kunstgemeinschaften, mit Veranstaltungsorten in der Altstadt als auch in der Ville Nouvelle.
“Die Moderne hat die Medina berührt – verwandelt historische Riads in hippe Cafés, Hot Spots und soziale Treffpunkte der immer größer werdenden Kunstszene. Da ist zum einem Laila Hida, die Le 18 Derb el Ferrane geschaffen hat, einen philanthropischen neuen Studioplatz, der als eine leere Leinwand für Künstler und Fotografen, Dichter und Schriftsteller, Tänzern und Musikern dient, um zu arbeiten, auszustellen und zu performen. Hanas Queen of Medina Priscilla verfolgt das selbe Konzept, wenn auch in einer sehr freakigen und alternativen Weise. Artsi Ifrach, bekannt als Art/C, ist ein Modedesigner, der marokkanische Vintage-Textilien in Haute Couture verwandelt. Im Staub und Nebel der Vorstadt findet man Modern-Art-Galerien wie die Galerien 127 und die Voice Gallery, die die junge und schnellwachsende Population anlocken – bisher sind das mehr als 1,8 Millionen Bewohner.
Es sind die äußeren Einflüsse, die helfen zu inspirieren, zu bilden und alles in den richtigen Kontext zu bringen – und zudem eine eigene Antriebskraft haben. All diese Menschen bilden zusammen einen Teil der kreativen Revolution, die hinter den alten Mauern der Stadt geradezu sprudelnd hervorkommt. Die marokkanische Kunst- und Designszene strebt danach ihre Bestimmung zu erfüllen, doch nicht ohne Verbindung zu den eigenen Wurzeln. Es scheint, als sei es eine unglaublich hoffnungsvolle Zeit , um dort zu leben.“
Ich hätte meinen Eindruck nicht besser formulieren können.
Ich empfinde es auch so, dass die Stadt im Umbruch ist. Zudem meine ich zu spüren, dass Marrakesch momentan ziemlich angesagt und hipp ist als Destination, so wie es vor vielen Jahren Istanbul war …..
Ein Besuch der Safranfarm der Schweizerin Christine Ferrari im Ourikatal, circa 45 Minuten von Marrakesch entfernt, ist zu empfehlen, er steht schon auf dem Programm bei mir für einen zweiten Marrakesch Besuch. 90 Prozent im Safranhandel seien gefälscht sagt sie in einem Interview, welches im Internet zu finden ist. Auf ihrer Safranfarm erfährt man u.a, wie der echte Safran eindeutig zu erkennen ist.
Etwas außerhalb von Marrakesch (circa 25. Minuten) mache ich Zwischenstopp für zwei Nächte in der Domaine de Tameslohte. Ich befinde mich auf dem Weg ins Ouirikatal, um André Hellers Anima Garten zu besuchen. (Siehe Interview/ Menschen machen Orte1) www.anima-garden.com
Eine Installation in André Hellers Anima Garten.
Aber zunächst noch einmal zur Domaine de Tameslohte. Sie hat 21 Zimmer, die sich in der Preiskategorie zwischen 70 und 150 Euro bewegen. Auch hier ein Ort, in dem man vom geräuschvollen Marrakesch ausruhen kann, chillen kann, oder einfach einen Zwischenaufenthalt machen kann, wenn man sich im Ourikatal umschauen möchte. In der Domaine befindet sich ebenfalls ein Restaurant, ( mit meinen vegetarischen Wünschen konnte ich die Küche nicht beflügeln) eine kleine Boutique, ein schöner Swimming Pool und Wellnessbereich. Es wurde von der Familie Royer aus Grenoble erbaut, und 2001 eröffnet. Emmanuelle, die Tochter, ist seit 2009 mit im Management. Es ist also ein Familienbetrieb, was mir immer sehr gefällt. Die Domaine de Tameslohte ist ein weiteres Haus bei Marrakesch, welches ich auf bewusstreisen.com präsentiere.
Außerhalb von Marrakesch gibt es außerdem Les jardins d`íssil Marrakech, wo man in unterschiedlichen Luxuszelten residiert. Schöne Anlage Das französisches Besitzerpaar wohnt auch vor Ort.
Hier einige Kulturtipps:
Das Marrakesch Film Festival findet immer Anfang Dezember statt.
Die Marrakech Biennale, die gibt es seit 2004, sie wurde von Vanessa Branson, der Schwester von Richard Branson, ins Leben gerufen. www.marrakechbiennale.org
Sie ist auch die Eigentümerin des wundervollen Riads El Fenn! www.el-fenn.com
Art Room von Laila Hida www.lailahida.ma
Schuhe von der französischen Modemacherin Isabelle Lallemang.
Topolina, dar el bacha, 134 sidi ghanem
Ein schöner Laden, besser, es gibt zwei, einen für Männer, und einen für Frauen. Allein das reinschauen ist ein Vergnügen.
Schönes Cafe am Place des Éspices:
Café des éspices, rahba lakdima
Hier der Blick von der Dachterrasse des café des éspices rüber zum Cafe nomad
Gleich vis a vis zu sehen von den gleichen Betreibern:
Nomad www.nomadmarrakech.com
Ein weiteres beliebtes Cafe: CAFÉ ARABE 184, rue Moussine
Hammam De La Rose, 130 dar el bacha
Sehr ansprechendes Ambiente, italienischer Eigentümer.
www.hammamdelarose.com
Secret Garden
Wunderbar zum verweilen.
Seit ein paar Monaten erst geöffnet: der Secret Garden, bisweilen noch mit wenig Besuchern, wunderbar zur Einkehr oder auf der Terrasse ein Getränk einzunehmen. Eintritt aktuell 5 Euro
www.lejardinsecretmarrakech.com
RIADS ( Kleine Paradiese)
Empfehlungen in Marrakesch:
Ich freue mich, das Riyad El Cadi als neues Boutiquehotel auf bewusstreisen.com zu präsentieren.
Riyad El Cadi www.riyadelcadi.com
Das Riyad El Cadi liegt nur einige Fußminuten vom El Fna Platz entfernt, und ist doch in einer kleinen Straße absolut ruhig gelegen.
Gegründet wurde das Riad von Herwig Bartels: Diplomat, Kenner der arabischen Welt, Kunstsammler und zuletzt deutscher Botschafter in Rabat, Marokko. Hier lernte er warmherzige Marokkaner schätzen, eine zuverlässige Sonne, und in Marrakesch ein buntes, lebendiges Leben mit sehr gelassenen Menschen – der ideale Ort, um sich nach einem erfüllten Berufsleben zur Ruhe zu setzen. Nach dem Tod von Herwig Bartels 2003 übernahmen seine beiden Töchter das Riyad El Cadi. Zusammen mit ihrem marokkanischen Geschäftspartner leitet heute Julia Bartels das Haus.
Weiteres hier auf www.bewusstreisen.com
Weitere Empfehlungen:
Riad el Tizwa
Riad Attajmil der Italienerin Lucrezia Mutti.
EL FENN
Die Besitzerin ist die Schwester von Richard Branson (www.virgin.com) Vanessa Branson, die auch die Marrakech Biennale ins Leben gerufen hat.
Der Marrakesch Blog der Trendsetterin Maryam Montaque
http://www.mmontague.com/my-marrakesh/
Wer ein Riad in Marrakesch erwerben möchte, bitte sehr!: http://www.chic-marrakech.com
Ans Meer nach Essaouira!
In den 1860 veröffentlichten Reisebeschreibungen von James Richardson bemerkte dieser, dass die Gefangenen, die in Mogador ( der ursprüngliche Name von Essaouira, 1773 von den Portugiesen gegründet) festgehalten wurden, nie versucht haben zu entkommen.
Essaouira wurde ein besonderer Flair nachgesagt. Es gilt als malerisches Künstlerstädtchen, wo sich sehr viel Europäer in den letzten Jahrzehnten niedergelassen haben. In den 70ger Jahren ein Hotspot für Hippies und Musiker beispielsweise Jimmy Hendrix, der hier einige Jahre ganz in der Nähe lebte.
Auch einem alten Freund, den ich in Essaouira besuche, ist es so ergangen, und er ist dem Charme dieses Ortes schon vor über zwanzig Jahren erlegen.
Schon 5 Kilometer vor Essaouira verändert sich die Luft, es wird frischer und kühler. Mein Fahrer setzt mich vor der Bab Sba , einem der 11 Eingangstore von Essaouira´s Medina ab. Da wartet schon ein Handkarren samt Besitzer auf mich, um den Koffer und mich im Schlepptau durch die ganze Medina zu rollen. Ich fasse es kaum, dass es soviele verwinkelte Ecken gibt, und nach jeder Ecke denke ich, nun sind wir aber angekommen. Nein, es geht immer noch weiter. Der Hausherr hat mir versprochen, das ich von dem kleinen Zimmer, was ich bekomme, und was noch frei ist, direkt auf die Dachterrasse komme, wo ich den Atlantik hören und sehen kann. www.lebastion.de
Und ja, er hat nicht zu viel versprochen. Von der Dachterrasse aus hat man einen wunderbaren Blick über das Häusermeer und auf den Atlantik. Hier oben lässt es sich wunderbar chillen, wenn man Abstand von den Geräuschen und Gerüchen und dem Gewimmel, überhaupt von allem haben möchte, und nur dem Gekreisch der Möwen und dem Rauschen des Meeres zuhören möchte. Für mich als Reisebloggerin ist es wichtig, dass ich alle Kategorien von Gasthäusern kennenlerne, von der Luxusvariante bis zum Hostel, also sehe ich mir auch jeden Tag ganz unterschiedliche Häuser an, wähle aber für meine Webseite nur ganz besondere Orte aus, besonders die, die design oder kunstafin sind.
Essaouira, auch die windige Stadt genannt, stellt sich mir direkt sehr selbstbewußt vor. Am nächsten Tag saust der Wind durch die Gässchen, und ich verschwinde erst mal in einem Hammam. Dem wunderbaren Hammam Azur an der Place Moulay Hassan. Die Besitzerin Azziza , stammt aus Essaouira, hat einen schweizer Ex Mann und ist kunstafin.
Hammam Azur Place Moulay Hassan
Das ist mir als Empfangswetter echt zu kühl. Natürlich bin ich ja eine Sonnenhungrige, die in Deutschland dem nahenden Herbst /Winter noch entfliehen möchte. Die atlantischen Winde, die gerne durch Essaouira´s Gassen fegen, werden wohl im Sommer für Leute aus Marrakesch etc. sehr angenehm sein.
Das Wetter kann hier sehr schnell wechseln, wie man mir sagte, und man tut gut daran, sich immer noch was einzustecken, was man überziehen kann. Ich habe wohl gerade so eine Klimawechselperiode erwischt, denn der Himmel wird in den ersten Tagen meines Besuches nicht wirklich blau. Auch zeigt sich mir die Medina nicht wirklich von ihrer schönsten Seite, denn in den kleinen Gässchen durch die ich jeden Morgen und Abend zu meinem Domizil an der Bastion Nord gehe, gibt es einige wilde Müllecken, die zwar, wie ich sehe, entsorgt werden, aber Anwohner über Nacht direkt wieder ihren Müll in die selbe Ecke werfen.. und am nächsten Morgen gibt es da wieder eine recht unansehnliche Ecke, die nur die Katzen erfreut. Die Lösung wären zumindest Tonnen die man an solchen wilden Müllhotspots in der Medina aufstellt. Ja, ich muss zugeben, das hat mich die ersten Tage etwas genervt. ( Ich hatte halt zu wenig Sonne..)
Es sind Kontraste, denen ich auch hier ausgesetzt werde. Übrigens hat Marokko im Juli die Plastiktüten verboten, ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber Essaouira hat schließlich einen Ruf zu verlieren, und man täte gut daran, weitere Aufklärungskampagnen zu starten.
Das passt einfach nicht zu den wunderschönen, stylischen Cafes, Boutiquehotels, Geschäften, die ich besuche, und dann liegt da in der Gasse der Müll wirklich unansehnlich rum.
Melek, der charmante Besitzer des Triskala, einem empfehlenswerten Lokal in der Medina, mit dem ich mich über meine ersten Eindrücke unterhalte, entgegnet mir:“ In Europa haben wir genauso viel oder noch mehr Müll, nur wir verstecken ihn besser. Hier siehst du eben alles.
“Du musst wissen“, sagt er, “hier sind viele Menschen vom Land nach Essaouira gekommen, die eben ihren Müll einfach irgendwo hinwerfen, und für Müllentsorgung nach unserem Verständnis noch keine Sensibilität haben“. Ich kenne Essaouira nicht von einem vorherigen Besuch, es ist ja überhaupt das erste Mal, dass ich in Marokko bin, aber ich habe Freunde, die schon da waren, und davon schwärmen.
Ich komme auch hier zu einer Umbruchzeit zu Besuch. Am Hafen wird gebaut, es wird eine riesige Strandpromenade angelegt und es staubt und baggert überall. Essaouira hat einen kilometerlangen Strand, der an sich schön ist, aber, ich muss es leider sagen, auch gepflegter sein könnte. Am Strand haben einige neue Cafés und Restaurants aufgemacht, die Preise gleichen sich europäischen Standards an. Ich schaue mir noch einmal bewusst alte Photos von Essaouira an, und ich verstehe, was so viele Menschen verzückt hat an diesem Ort. Es gibt ja Orte, da passiert das noch… und man spürt das bei der ersten Begegnung.
Natürlich hat Essaouira Charme, auch heute noch, ich kenne es ja wie gesagt nicht von früher, kenne eben einige Menschen, die von Essaouira schwärmen. Die Bilder, die ich mir vorher angesehen habe, stammen aus den 90ger Jahren. Da wurde es noch als unberührte Schönheit beschrieben. Nun, das ist es nicht mehr, das wäre albern, das zu behaupten, auch Essaouira lebt, wie viele Orte auf der Welt, von dem Ruf, den es einst erwarb. Nicht nur Jimmi Hendrix (der einige Zeit in dem Dorf Diabat einige Kilometer weiter lebte) war dem Charme verfallen.
Der Himmel hat mich dann erhört, nun ist nach drei Tagen wieder das Sonnenprogramm dran, dann macht eine Wanderung am Strand entlang auch Spaß, es windet zwar, klar, aber die Sonne scheint ja wieder.. Alles gut. Ja, und dann treffe ich jeden Tag nette Menschen,….also okay, Essaouira, ich komme wohl wieder, du hast es geschafft…aber erst mal schaue ich mir noch andere Städte in Marokko an, die auch einen legendären Ruf haben.
Immer wieder ist es die Neugier, die einen die besonderen Orte und Plätze entdecken lässt. In eine Gasse einbiegen, wo das Auge einen kurzen Fixpunkt ausgemacht hat. Da ein unscheinbarer Eingang, Treppen…und schon eröffnet sich ein traumhaftes Panorama, ich komme gerade in einen zunächst unscheinbaren Eingang, gehe die drei Stockwerke hoch, und plötzlich steht ein Filmteam auf der Terrasse vor mir. Es wird gerade eine Doku gedreht, die Moderatorin steht vor einer traumhaften Kulisse .Im Hintergrund die Stadtmauern und das Meer.
Natürlich wird die alte Italo Filmschnecke (moi) angezogen vom Maison du Cinema. Der Besitzer aus Neapel , Alberto, der selbst in der Branche tätig ist, bietet auch Zimmer an. Er kommt an und ab nach Essaouira. Tatsächlich werden hier regelmäßig italienische Filme und Filmklassiker gezeigt. Es umweht einen der Flair des nicht nur italienischen Films auch in den Räumen, Filmstars groß an den Wänden. Wer will nicht schon mal eine Nacht mit Penelope Cruez im Schlafzimmer verbringen. Mal ehrlich….
Das Restaurant des Photographen Lawrence Quammu :
Restaurant d´Orient et d´Ailleurs
Lawrence bietet auch Phototouren durch Essaouira an. In seinem Restaurant stellt er Photos aus. Es lässt sich gehoben und in angenehmer Atmosphäre speisen.
Und natürlich unterstütze ich auch in diesem Land, das wohl noch sehr stark dem Fleischkonsum zugetan ist, die Bestrebungen der vegetarischen Küche. Deshalb möchte ich das kleine Lokal von Hocine auch vorstellen, der alleine die Küche schmeißt und alles frisch zubereitet. Es dauert entsprechend. Aber das finde ich ja sympathisch, da ich weiß, dass alles frisch ist.
Es sind keine kulinarischen Offenbarungen, sondern eine ehrliche, einfache, leichte und garantiert frische Küche. Genau das, was ich liebe. Hier Houcine in seinem Lokal. Ich bin jeden Tag mindestens für eine Mahlzeit bei ihm.
Place L´Khaima
Weitere Restaurants:
Nette Atmosphäre am Abend mit Live Musik, das Mega Loft: Cafe, Retro, Gallery, Shop, rue al yeman no 49
Triskala
Ramses, gute jüdische Küche ,einfach fragen, habe die Straße vergessen..
Meine Empfehlungen der Riads in Essaouira :
Das Riad Baladin gefällt mir auf Anhieb, die neue Managerin aus Deutschland, Nadine Czech, die seit einigen Monaten das Haus leitet, erläutert mir kurz die Geschichte. Das Riad ist im Besitz des italienischen Biobierbrauers Teo Musso, und wurde vor acht Jahren aufgebaut von der Deutschen Nicole , die sich auch um das Design und die Inneneinrichtung gekümmert hat, nun aber ein neues Objekt auf Sansibar aufbaut. Das Haus hat eine angenehme Ausstrahlung. Das Design und die kleinen Details gefallen mir gut. Man hat ebenfalls eine schöne Atmosphäre auf der Dachterrasse, wo auch das Frühstück eingenommen wird. Das Riad ist eines meiner drei Favoriten in Essaouira. Seit vier Jahren sind einige Zimmer dazugekommen, und es sind nun 10 Zimmer. Preise auf Anfrage.
Riad Malaika
Die Besitzer, das französische Paar Sylvie und Pierre Marc, die auch etwas außerhalb von Essaouira leben, treffe ich zum Frühstück.
Sylvie führt mich durch das Haus, und ich schlage vor, jeden Morgen im Riad zur Begrüßung das Lied Malaika von Miriam Makeba zu spielen, ( sage ich natürlich, weil es eines meiner Lieblingsleider ist) sozusagen als Hausmelodie. Wir lachen.
www.riad-malaika.com
Das riad rayhan ist erst seit neun Monaten offen.
Leider konnte ich keine Zimmer ansehen, aber das Entreé war sehr ansprechend. Also hier muss sich der Leser selbst ein Bild machen. www.riadrayhane.com 24,derb Laalouj
Madame Fan Fan betreibt seit 10 Jahren das Riad La Casa Lila. Das Riad hat eine schöne Atmosphäre mit seinen 10 Zimmern. Angeschlossen an das Riad ist ein kleines Spa mit Hammam, welches immer ein Pluspunkt ist.
DAR ADUL & Table d´hôtes, 63 rue Touahan
Zuerst dachte ich, es sei eine Galerie und bin immer daran vorbeigelaufen, dann bin ich einmal über die Schwelle, und habe erfahren es ist ein Boutiquehotel ist. Der Besitzer, der Maler Didier Spindler, stellt viele seiner Werke in seinem Riad aus. Mir gefällt die farbenfrohe Atmosphäre.
Auch in Besitz von D. Spindler: DAR Caravanne www.darcaravanne.com
Als größeres Riad in der Medina ist das Mimouna zu empfehlen. Es verfügt über 33 Zimmer. Das Riad Mimouna hat eine große Terrasse auch mit super Blick direkt auf den Atlantik.
Weiteres unter: www.riad-mimouna.com
Das Tässchen Espresso kostest 2 Euro, und der Preis steht dem in Deutschland in nichts nach .Überhaupt wundere ich mich ein bisschen über die Preise, ich hatte gedacht, Marokko wäre etwas günstiger, aber das finde ich nur auf dem Markt , wo man Obst und Gemüse noch sehr günstig einkaufen kann.
Vor der Stadt gibt es nun einen Carrefour Markt, dort sind die Preise angeglichen und wie überall in Frankreich oder Deutschland im Supermarkt.
In der Nähe von Essaouira:
Die Arganic Farm interessiert mich, aber leider kann ich sie nicht besuchen, da die italienische Besitzerin, Lucrezia Mutti, gerade nicht da ist, und auf dem Weg nach Mailand ist. Auch die Verabredung mit Claudia Stirnweiss die vor Ort Touren organisiert, kommt leider nicht zustande. Hier trotzdem der link: www.berberlands.org
Arganic Farm
Meiner letzter Besuch, bevor ich die Heimreise antrete, gilt der Ferme d’Akrich von Doris Nufer. Ich weiß, warum ich die Ferme d´Akrich auf meiner Seite www.bewusstreisen.com präsentiere.
Das Portrait von Doris Nufer siehe unter: Menschen machen Orte 2/Doris Nufer Akrich.
Allein die Gärten von Marrakesch sind eine Reise wert, um schon einmal in Vorfreude zu verfallen, empfehle ich das Buch von Angelica Gray: Die Gärten von Marrakesch Gerstenberg Verlag 2013
Zu Gast in Marokko von Robund Sophia Palmer Calleway Verlag
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